Lungenentzündung – Eine häufig unterschätzte Krankheit
Was ist eine Lungenentzündung?
Eine Lungenentzündung, in der Medizin auch als Pneumonie bezeichnet, entsteht an zwei verschiedenen Orten in der Lunge. Ist das Lungengewebe entzündet, wird das Krankheitsbild als interstitielle Pneumonie bezeichnet. Bei einer alveolären Lungenentzündung sind die Lungenbläschen entzündet.
Beide Formen können gemeinsam auftreten und in beiden Fällen kann die Lungenentzündung sowohl akut als auch chronisch verlaufen. Die Erkrankung äußert sich durch eine Anschwellung und vermehrte Durchblutung der betroffenen Lungenanteile. Dazu kommt eine Ansammlung von Flüssigkeit im Lungengewebe.
Behandlung einer Lungenentzündung
Wie eine Lungenentzündung behandelt wird, richtet sich nach der Ursache und den individuellen Beschwerden eines Patienten. Die Therapie setzt sich aus Medikamenten und unterstützenden Maßnahmen zusammen. Zudem empfiehlt der behandelnde Arzt körperliche Schonung bis Bettruhe, falls der Betroffene ambulant behandelt wird. Bei ausgeprägten Verläufen und besonders komplikationsgefährdeten Personen wie Kleinkindern und alten Menschen, erfolgt die Behandlung stationär im Krankenhaus. Dort stehen Therapiemöglichkeiten wie eine zusätzliche Gabe von Sauerstoff und maschinelle Beatmung zur Verfügung, falls sich der Zustand des Betroffenen stark verschlechtert.
Medikamentöse Therapie mit Antibiotika
Viele Lungenentzündungen sind bakteriell bedingt, daher ist das wichtigste Medikament, das zum Einsatz kommt, ein Antibiotikum. Oft ist der genaue Erreger der Pneumonie nicht bekannt, daher verschreibt der Arzt ein Breitspektrumantibiotikum, das gegen alle erforderlichen Bakterien wirksam ist. Bei unkomplizierten Fällen wird das Antibiotikum in Tablettenform oder als Suspension für Kinder verabreicht. Ist wegen einer ausgeprägten Pneumonie ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus angezeigt, wird das Antibiotikum intravenös gegeben. So tritt die Wirkung schneller ein und der Erreger wird sicher und zielgerichtet abgetötet.
Antibiotika helfen nicht immer
Eine virale Pneumonie wird vom Immunsystem alleine bekämpft. Antibiotika sind nicht gegen Viren wirksam. Es besteht allerdings die Möglichkeit, dass sich eine bakterielle Superinfektion auf die bestehende Lungenentzündung setzt, die ihrerseits eine antibiotische Therapie erfordert. Auch eine von Pilzen verursachte Pneumonie kann mit entsprechenden Medikamenten behandelt werden.
Medikamente auch für Symptome wie Husten
Weitere Medikamente werden zur Behandlung von Symptomen eingesetzt. Besonders bei Kindern hat eine Lungenentzündung oft eine obstruktive Komponente. Das bedeutet, die Bronchien verkrampfen wie bei Asthma und erschweren besonders die Ausatmung. Inhalation von Salbutamol und ähnlichen Wirkstoffen löst die Verkrampfung und gleichzeitig auch den zähen Schleim in den Atemwegen. Schleimlösend (sekretolytisch) wirken auch Medikamente wie Acetylcystein (ACC), die am besten in Wasser gelöst eingenommen werden. So wird eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme unterstützt. Mit produktivem Husten erreicht der Körper den Abtransport des gelösten Schleims. Husten ist ein sinnvoller Vorgang, der möglichst nicht unterdrückt werden sollte. Besonders bei einer akuten Pneumonie sollten deshalb auch keine Hustenstiller (Antitussiva) eingenommen werden. Vorteilhafter für den Betroffenen sind andere, die Heilung unterstützende Maßnahmen.
Atemtherapien als unterstützende Maßnahmen
Eine Pneumonie beeinträchtigt den Patienten deutlich. Medikamente heilen die Ursache der Erkrankung, doch für eine rasche Genesung gibt es weitere Hilfsmittel. Die Physiotherapie (Krankengymnastik) bietet spezielle Atemtherapie an, die mit vibrierenden und klopfenden Massagen kombiniert werden kann. So löst sich der Schleim und wird besser abgehustet. In diesem Zusammenhang sollte auch auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Lokal wird Schleim gut durch Inhalationen mit Kochsalzlösung gelöst. Selbst Säuglinge profitieren schon von dieser nebenwirkungsfreien Behandlung. Liegt der Lungenentzündung keine Infektion zugrunde, richtet sich die Therapie nach der jeweiligen Ursache der Erkrankung.
Weitere Informationen unter Diagnose und Behandlung
Formen der Pneumonie
Eine weitere Unterteilung der alveolären Lungenentzündung unterscheidet die Lobärpneumonie, bei der ein Lappen oder ein Segment der Lunge erkrankt ist, von der Herdpneumonie. Bei einer Herdpneumonie befinden sich ein oder auch mehrere Herde der Entzündung in einem Lungenlappen. Eine weitere Form der Lungenentzündung ist die Bronchopneumonie. In diesem Fall beginnt die Erkrankung im Bronchialsystem und greift im Verlauf auf das umgebende Lungengewebe über. Die Bronchopneumonie ist die Form der Lungenentzündung, die am häufigsten auftritt. Ausgelöst wird eine Pneumonie in den meisten Fällen durch Bakterien oder Viren und seltener durch Pilze.
Weitere Informationen finden Sie unter Formen & Ursachen.
Häufigkeitsverteilung
In Deutschland werden ungefähr 400 000 Betroffene pro Jahr aufgrund einer Lungenentzündung behandelt. Besonders in der kalten Jahreszeit häufen sich die Erkrankungen. Wie auch bei anderen Infektionskrankheiten sind Säuglinge, Kinder unter 5 Jahren und Patienten, die älter als 60 Jahre sind eher betroffen. Für chronisch Kranke ist das Risiko ebenfalls erhöht. 14 Prozent der Lungenentzündungen verlaufen schwer und werden stationär im Krankenhaus behandelt. Eine Pneumonie ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die sogar in Deutschland jedes Jahr drei bis fünf Prozent der Patienten nicht überleben. In Westeuropa ist die Lungenentzündung die Infektionskrankheit, die am häufigsten tödlich endet.
Symptome einer Pneumonie
Husten, angestrengte Atmung und Schüttelfrost
Welche Symptome bei einer Pneumonie zu beobachten sind, hängt stark von der Ursache und vom individuellen Gesamtzustand des Patienten ab. Eine ‚typische‘ bakterielle, oft durch Pneumokokken verursachte Lungenentzündung beginnt häufig unerwartet heftig und ohne merkliche Vorzeichen. Der Patient zeigt Symptome wie Husten, angestrengte Atmung bis hin zur Atemnot (schnelle Atmung, Atemhilfsmuskulatur wird eingesetzt), eitrigen Auswurf, sehr hohes Fieber mit Schüttelfrost, eine hohe Herzfrequenz sowie eventuell Schmerzen in der Brust oder im Bauch. Es fällt auf, dass der Allgemeinzustand des Erkrankten deutlich reduziert ist.
Weitere Informationen dazu unter Symptome.
Ansteckungsgefahr einer Lungenentzündung
In vielen Fällen ist eine Lungenentzündung infektiös bedingt. Das bedeutet, sie wird von Viren, Bakterien oder Pilzen verursacht. Erkrankte Menschen geben über die Luft, die sie ausatmen oder über abgehustetes Sekret Krankheitserreger weiter. Andere Menschen können sich bei entsprechend engem Kontakt mit den Erregern infizieren. Sie bekommen aber nicht unbedingt eine Lungenentzündung, sondern reagieren individuell auf die Keime je nach Zustand ihres Immunsystems.
Lungenentzündung bei Kindern
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Je jünger sie sind, desto anfälliger sind sie für eine Lungenentzündung. Schon Neugeborene können durch Aufnahme von Keimen auf dem Geburtsweg oder durch eine Fruchtwasseraspiration (Einatmen von Fruchtwasser) an einer Pneumonie erkranken. Auffällig werden sie durch einen schlechten Allgemeinzustand, eine unzureichende Sauerstoffsättigung im Blut, schlechtes Trinkverhalten und eventuell auch durch Husten. Husten ist bei Neugeborenen immer ein deutliches Warnsignal, das einen Besuch beim Kinderarzt erforderlich macht.
Viraler Infekt entwickelt sich schneller zu Pneumonie
Bei Kleinkindern entwickelt sich ein viraler Atemwegsinfekt viel schneller zu einer Lungenentzündung als bei Erwachsenen. Die Kinder fallen durch folgende Symptome auf:
- quälender Husten
- Einziehungen der Haut zwischen und unter den Rippen
- Blässe
- Fieber
- Nahrungsverweigerung
- generell reduzierter Allgemeinzustand
- Bauchschmerzen
- gegebenenfalls Erbrechen von zuvor verschlucktem bronchialen Schleim
Pneumonie mit obstruktiver Komponente
Meist hat die Pneumonie eine obstruktive Komponente. Das bedeutet, die Bronchien sind wie bei Asthma verengt und das Kind atmet sehr angestrengt bis zur Atemnot. Die Luft hat Probleme, durch die verkrampften Atemwege nach draußen zu entweichen. Bei der Ausatmung ist eventuell ein pfeifendes Geräusch (Giemen) zu hören. Eltern können die Atemnot unter anderem an den Nasenflügeln erkennen. Im Normalfall werden Säuglinge und Kleinkinder mit einer Pneumonie stationär im Krankenhaus behandelt. Antibiotika werden dort über die Vene verabreicht und eine Inhalationstherapie sowie Atemtherapie durch Physiotherapeuten ergänzen die Behandlung.
Je nach Alter des Kindes haben Pneumonien ein anderes Gesicht
Im Normalfall werden Säuglinge und Kleinkinder mit einer Pneumonie stationär im Krankenhaus behandelt. Antibiotika werden dort über die Vene verabreicht und Inhalationstherapie sowie Atemtherapie durch Physiotherapeuten ergänzen die Behandlung. Ältere Kinder leiden eher an atypischen Pneumonien, verursacht durch Viren oder Mykoplasmen. Das Fieber ist dann nicht sehr hoch und der Allgemeinzustand zunächst nur leicht reduziert. Ohrenschmerzen durch eine Trommelfellentzündung können als Begleiterscheinung auftreten. Neben der Lungenentzündung als Folge eines Atemwegsinfekts kann sie auch eine Komplikation bei Kinderkrankheiten wie Masern oder Windpocken sein. Impfungen schützen hier ebenso wie bei den häufigsten Erregern einer Pneumonie im Kindesalter, Pneumokokken und Haemophilus influenza Typ b (Hib). Schon ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat der Kinder stehen Schutzimpfungen zur Verfügung und sind zudem von der STIKO (Ständige Impfkommission) offiziell empfohlen.
Atypische Lungenentzündung
Handelt es sich um eine „atypische“ Pneumonie, ist der Beginn eher schleichend. Es tritt trockener Husten ohne Atemnot, wenig klarer Auswurf, erhöhte Temperatur bis leichtes Fieber und Kopfschmerzen mit einem leichten Krankheitsgefühl auf. Diese Form der Lungenentzündung wird meist von Viren oder Mykoplasmen verursacht. Die Patienten haben selten eine Grunderkrankung und sind weniger häufig einer Risikogruppe zuzuordnen.
Verschleppte Lungenentzündung
Mitunter wird eine Lungenentzündung nicht rechtzeitig erkannt und über einige Zeit verschleppt, bis die korrekte Diagnose gefunden und die Behandlung begonnen wird. Die Chancen auf Komplikationen steigen so drastisch an. Es kann eine Pleuritis (Entzündung des Lungenfells), ein Pleuraerguss (entzündliche Flüssigkeit sammelt sich zwischen Lungenfell und Brustfell) oder ein Lungenabszess (Eiteransammlung in der Lunge) entstehen. Weiterhin können sich die unbehandelten Keime über die Blutbahn im ganzen Körper ausbreiten. So entsteht gegebenenfalls eine Blutvergiftung, eine Hirnhautentzündung oder eine Besiedelung des Herzens. Bei dem Verdacht auf eine Lungenentzündung sollte eine gründliche Abklärung erfolgen, um die aufgeführten Komplikationen zu vermeiden.